Der Geruch nach verbranntem Fleisch hing einen Monat über Odesa. Vor genau 80 Jahren wurden etwa 25.000 Menschen, zumeist jüdische Frauen, Kinder und alte Menschen, bei lebendigem Leib in der Stadt am Schwarzen Meer verbrannt. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen oder in die Luft gesprengt. Dieser Opfer zu gedenken war in der Sowjetunion verboten. Über den Holocaust zu sprechen und Orte des Erinnerns zu schaffen ist in der Ukraine erst seit ihrer Unabhängigkeit möglich. Ein solcher Ort soll nun in Odesa entstehen: dort wo unschuldige Menschen im Oktober 1941 qualvoll starben. Gestern legte das Berliner Zentrum Liberale Moderne im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zusammen mit dem Regionalverband der Juden und ehemaligen Gefangenen des Ghettos und der Konzentrationslager in Odessa sowie der Stadt Odesa einen Grundstein dafür.

Die Finanzierung des Denkmals ist durch die Bundesregierung beschlossen, das Auswärtige Amt wirkte in Gestalt von Botschafterin Anka Feldhusen an der Veranstaltung mit. Auch die Stadt Odesa beteiligt sich an den Kosten.

Hintergrund der Ermordung an über 25.000 Odesitinnen und Odesiten: Am 22. Oktober 1941 sprengten sowjetische Partisanen in Odesa das Hauptquartier der rumänischen und deutschen Besatzer in die Luft. 67 Menschen starben, darunter 16 rumänische und vier deutsche Offiziere. Als Vergeltungsakt trieben die Okkupanten Jüdinnen und Juden in neun Munitionsbaracken am Rand der Stadt und steckten sie in Brand. Erfahren Sie mehr zu „Odesas Babyn Jar“ in meinem Interview mit Marieluise Beck, Direktorin für Osteuropa des Zentrums der Liberalen Moderne.
Grundsteinlegung der Gedenkstätte für das Massaker an den odesitischen Jüdinnen und Juden am 22. Oktober 2021 in Odesa.