Bilder aus einer anderen Welt: Video über meine Zeit als Stadtschreiberin

Nur ein Jahr ist es her, dass Piotr Armianovski und ich diese Aufnahmen in Odesa gemacht haben. Und es kommt mir vor, als stammten sie aus einer anderen Welt. Einer, die Butscha nicht kannte und Isjum nicht. Einer Welt, die zwar wusste, dass es das Böse gibt, aber sich nicht vorstellen konnte, wie zerstörerisch dieses Böse sein kann.

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„Unser kulturelles Erbe wird vernichtet“

Sie ist eine der warmherzigsten Personen, die ich in Odesa kennenlernen durfte. Und eine der engagiertesten: Elena Saidel. Eigentlich ist sie Lehrerin in Ovidiopol, einer kleinen Stadt westlich von Odesa. Ihr Leben gehört aber der ukrainischen Volkskunst: Seit Jahrzehnten sammelt sie Gemälde und traditionelle Handarbeiten und stellt diese aus. Das Gebäude, in dem sie bis vor kurzem noch Bastelkurse für Kinder gegeben hat, dient ihrer Stadt seit vier Wochen als Stützpunkt für Freiwilligenarbeit. Welche Aufgaben Elena dort hat, warum sie nicht mit ihren Kindern nach Deutschland geflüchtet ist und wie ihr Alltag gerade aussieht – darüber sprach ich mit ihr am Sonntagabend.

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Abschiedsschmerz

Am 31. Oktober 2021 verließ ich die Ukraine. Ich stand an der Passkontrolle am Flughafen in Odesa. Die Grenzbeamtin drückte das Datum in meinen deutschen Reisepass und fragte mich plötzlich, ob meine Eltern aus der Ukraine kommen. „Nein, aber meine Großeltern“, sagte ich und fühlte einen irrationalen Anflug von Stolz. Sie lächelte warm und machte mir den Abschied schwerer als er nach fünf Monaten in der Ukraine ohnehin schon war.

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Deutsch in Odesa: Einblick in eine außergewöhnliche Schule

„Willkommen“ steht über einer Tür im Foyer, rechts davon informiert eine Tafel über das Deutsche Sprachdiplom. Neben dem Bayerischen Haus ist diese Einrichtung die zweite deutsche Insel im ukrainischen Odesa: eine Schule mit über 900 Schülerinnen und Schülern, die von der ersten Klasse bis zur ukrainischen Hochschulreife Deutsch als erste Fremdsprache lernen. Seit über 60 Jahren ist die „Schule Nr. 90“ die einzige in der Region Odesa mit diesem Schwerpunkt. Nur hier können junge Menschen das Deutsche Sprachdiplom erwerben, um nach Abschluss direkt an einer deutschsprachigen Hochschule zugelassen zu werden.

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Drei Gründe, warum du Odesa hassen wirst

Perle am Schwarzen Meer, Paris des Ostens, Palmyra des Südens, Hauptstadt des Humors – bescheiden sind die Odesiten wirklich nicht. Vermutlich haben sie sich die schmückenden Namen sogar selbst gegeben. Für ihre prahlerische Art gibt es sogar einen Ausdruck „одесские понты“ (odesskie ponty). Er bezeichnet Menschen, die gern etwas mehr scheinen als sie sind. Aber das ist noch lange nicht alles, was du über Odesa erfahren solltest, um die Stadt im Süden der Ukraine aus tiefsten Herzen zu hassen.

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Güldendorf will seinen Namen zurück

Google kennt „Güldendorf“ schon. Gibt man den Namen in der Suchmaschine ein, zeigt sie als ersten Treffer das Dorf Krasnosilka nördlich von Odesa an. Ein Teil der Menschen in Krasnosilka, wie Güldendorf seit 1945 offiziell heißt, möchte den einst von deutschen Kolonisten vergebenen Ortsnamen zurück. Warum und wie die Bürgermeisterin die angestrebte Volksabstimmung betrachtet, darüber sprach ich mit ihr und einer „Güldendorf“-Aktivistin.  

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Gegen das Vergessen

Der Geruch nach verbranntem Fleisch hing einen Monat über Odesa. Vor genau 80 Jahren wurden etwa 25.000 Menschen, zumeist jüdische Frauen, Kinder und alte Menschen, bei lebendigem Leib in der Stadt am Schwarzen Meer verbrannt. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen oder in die Luft gesprengt. Dieser Opfer zu gedenken war in der Sowjetunion verboten. Über den Holocaust zu sprechen und Orte des Erinnerns zu schaffen ist in der Ukraine erst seit ihrer Unabhängigkeit möglich. Ein solcher Ort soll nun in Odesa entstehen: dort wo unschuldige Menschen im Oktober 1941 qualvoll starben. Gestern legte das Berliner Zentrum Liberale Moderne im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zusammen mit dem Regionalverband der Juden und ehemaligen Gefangenen des Ghettos und der Konzentrationslager in Odessa sowie der Stadt Odesa einen Grundstein dafür.

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Die unwahrscheinliche Heimkehr einer Schwarzmeerdeutschen

Menschen wie Elena Bieber trifft man heute nur selten in der Ukraine. Sie hat ihr Leben nämlich in genau dem Dorf verbracht, das ihre deutschen Vorfahren vor über 200 Jahren am Schwarzen Meer mitgegründet hatten. Vor 1954 aber riss der Zweite Weltkrieg Elena Bieber und ihre Familie aus der Südukraine bis nach Berlin und anschließend weit in den Osten der Sowjetunion. Oft trennten nur Millimeter sie von einer tödlichen Bombe, vor dem Verhungern oder Erfrieren. Ihre außergewöhnliche und gleichzeitig für Deutsche aus der Ukraine typische Lebensgeschichte erzählte sie mir in ihrem Haus in Neuburg, 30 Kilometer südlich von Odesa.  

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„Die Geschichte eines Juden in der Sowjetunion“

Sein Name ist weit über die Ukraine hinaus bekannt, auch mit Deutschland verbinden ihn viele gemeinsame Projekte und Freundschaften: Roman Schwarzman. Er ist Mitgründer und Vorsitzender des Verbandes der Ghetto- und KZ-Überlebenden in Odesa und setzt sich seit über 30 Jahren für Holocaust-Überlebende ein. Warum er sein Leben als typisch für einen sowjetischen Juden bezeichnet, wie er das Ghetto in Berschad, nördlich von Odesa, überlebte und über seine Verbindung zu Steven Spielberg – darüber sprach ich mit ihm.

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„Eine deutsche Insel in Odesa“

Odesa war seit der Gründung 1794 eine internationale Stadt. Die ersten Statthalter kamen aus Neapel und Paris, später bestimmten auch Deutsche, Griechen und Juden die Kultur und Wirtschaft der Stadt am Schwarzen Meer. Bis heute zeichnen sich Einrichtungen der polnischen, französischen, italienischen, georgischen, jüdischen und griechischen Community ein in die kulturelle Landschaft der ukrainischen Metropole.

Einrichtungen wie „Wiedergeburt“ oder die „Deutsche Jugend“ repräsentieren die deutsche Minderheit der Stadt. Eine besondere Stellung nimmt das „Bayerische Haus“ in Odesa ein. Seit fast 30 Jahren schlägt es auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene eine Brücke zwischen der Ukraine und Deutschland. Seine Gründung jedoch hat etwas mit Zentralasien und Sibirien zu tun – was genau und welche Funktionen das Haus heute erfüllt, darüber sprach ich mit der Direktorin der Einrichtung, Maria Degtjarenko.

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