Dein Ruf eilte dir voraus: umtriebig sollst du sein, gaunerhaft. Aber auch schön und witzig. Deinen Humor habe ich jedoch nicht auf Anhieb verstanden. Wusste nicht: Willst du mich jetzt auf den Arm nehmen oder meinst du etwas ernst? Du warst aber von Anfang an herzlich und unglaublich offen. Vielleicht liegt es daran, dass du so viele verschiedene Kulturen in dir trägst, die ukrainische, französische, italienische, deutsche, jüdische, griechische und so viele mehr.
Autor: Ira Peter
Deutsche Postkartenmotive in der ukrainischen Volksmalerei
Kinder in deutschen Trachten beim Blumensammeln, süddeutsche Dörfer, Engel und blonde, großäugige Mädchen mit Katzen – Motive, die vor rund fünfzig Jahren in fast jedem Haus in der ländlichen Ukraine als Ölgemälde zu finden waren. Doch wie entstanden diese teils verbotenen Werke ab Mitte der 1940er Jahre in der damaligen Sowjetrepublik Ukraine?
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Sechs häufige Fragen zu Odesa
Nur zwei Stunden Flug trennen Berlin von Kyiv, trotzdem scheint die Ukraine oft sehr weit von Deutschland entfernt zu sein. Sie ist kein EU-Land, grenzt an Deutschland nicht direkt an, ist irgendwie eines dieser Länder, die mal zur Sowjetunion gehört haben. Vielleicht interessiert sich Deutschland eines Tages mehr für das Land im Osten. Mich erreichen jedenfalls aus Deutschland täglich Fragen zu Odesa und der Ukraine, ein gutes Zeichen vielleicht – hier die sechs häufigsten.
„Eine deutsche Insel in Odesa“
Odesa war seit der Gründung 1794 eine internationale Stadt. Die ersten Statthalter kamen aus Neapel und Paris, später bestimmten auch Deutsche, Griechen und Juden die Kultur und Wirtschaft der Stadt am Schwarzen Meer. Bis heute zeichnen sich Einrichtungen der polnischen, französischen, italienischen, georgischen, jüdischen und griechischen Community ein in die kulturelle Landschaft der ukrainischen Metropole.
Einrichtungen wie „Wiedergeburt“ oder die „Deutsche Jugend“ repräsentieren die deutsche Minderheit der Stadt. Eine besondere Stellung nimmt das „Bayerische Haus“ in Odesa ein. Seit fast 30 Jahren schlägt es auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene eine Brücke zwischen der Ukraine und Deutschland. Seine Gründung jedoch hat etwas mit Zentralasien und Sibirien zu tun – was genau und welche Funktionen das Haus heute erfüllt, darüber sprach ich mit der Direktorin der Einrichtung, Maria Degtjarenko.
Odesas Babyn Jar
Am 22. Oktober 1941 sprengten sowjetische Partisanen in Odesa das Hauptquartier der rumänischen und deutschen Besatzer in die Luft. 67 Menschen starben, darunter 16 rumänische und vier deutsche Offiziere. Als Vergeltungsakt trieben die Okkupanten Jüdinnen und Juden in neun Munitionsbaracken am Rand der Stadt und steckten sie in Brand. Etwa 25.000 Menschen, zumeist jüdische Frauen, Kinder und alte Menschen, verbrannten bei lebendigem Leib. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen oder in die Luft gesprengt. Warum dieses „Massaker von Odesa“, ebenso wie die meisten „Babyn Jars“ der Ukraine, bislang kaum bekannt ist und wie das Berliner Zentrum Liberale Moderne dieses Verbrechen sichtbar machen möchte – darüber sprach ich mit Marieluise Beck, Direktorin für Osteuropa des Zentrums der Liberalen Moderne.
„Heimat hat nichts mit Nationalität zu tun“
„Ich wusste nicht, dass mein Vater Deutscher war“, sagt Elvira Plesskaja-Sebold, nachdem wir uns auf eine Bank neben der Odesaer Oper gesetzt haben. Sie packt eine Mappe aus vergilbtem Karton und mit abgegriffenen Ecken heraus. Das schwarzweiße Portrait eines jungen Mannes fällt uns entgegen. „Das ist er“, sagt sie. Erst als sie sich Ende der 1950er um einen Studienplatz an einer Hochschule in Moskau bewerben wollte, erfuhr sie von seiner Herkunft. „Dein Vater war Deutscher, du bekommst nur Schwierigkeiten“, warnte ihre Mutter sie. Nur wenige Deutsche durften nämlich in der Sowjetunion studieren und schon gar nicht in Moskau oder dem damaligen Leningrad. Studiert hat die schon damals zielstrebige Frau später trotzdem – nicht in Moskau zwar, aber in einer russischen Kleinstadt.